Rückenschmerzen beim Pferd: Symptome erkennen & richtig behandeln

Rückenschmerzen beim Pferd sind keine Seltenheit – sie äußern sich oft schleichend und unspezifisch. Lahmheiten, Leistungsabfall, Sattelunlust oder Muskelabbau können erste Anzeichen sein. Erfahre hier, wie du Rückenschmerzen erkennst, was sofort hilft und wie Erkrankungen wie Kissing Spines frühzeitig diagnostiziert werden können.

Wie merke ich, dass mein Pferd Rückenschmerzen hat?

Pferde mit Rückenschmerzen zeigen oft diffuse Symptome. Häufige Anzeichen sind: 

  • Lahmheit ohne klaren Ursprung
  • reduzierter Muskelaufbau oder Muskelabbau am Rücken
  • steifer Gang, verkürzter Schritt
  • Taktunreinheiten
  • Schweifschlagen beim Reiten
  • Schmerzreaktionen beim Satteln oder Putzen des Rückens
  • Schwierigkeiten beim Stellen oder Biegen 

Auch plötzliche Verhaltensveränderungen wie Unwilligkeit, Buckeln oder Kopfwerfen unter dem Reiter können Hinweise sein.

Wie kann man feststellen, ob der Rücken eines Pferdes schmerzt?

Die Diagnose von Rückenschmerzen beim Pferd ist komplex und erfordert Erfahrung. Der Tierarzt führt eine umfassende orthopädische Untersuchung durch: 

  • Adspektion (Beurteilung der Rückenlinie, Muskulatur, Symmetrien)
  • Palpation (Druckempfindlichkeiten, Wärme, Verspannungen)
  • Beurteilung in Bewegung (Rückwärtsrichten, Longieren, gebogene Linien)
  • Kontrolle der Wirbelgelenksbeweglichkeit 

Zur Absicherung des klinischen Befunds kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz: Röntgen zur Darstellung von knöchernen Veränderungen Ultraschall zur Beurteilung von Muskeln und Bändern MRT oder Szintigrafie in schwierigen Fällen Form

Ursachen:Warum hat mein Pferd Rückenschmerzen?

Die Gründe sind vielfältig. Häufige Ursachen für Rückenprobleme beim Pferd sind: schlecht passender Sattel fehlerhafte Reitweise oder Überforderung Bewegungsmangel oder falsches Training muskuläre Dysbalancen, Verspannungen Wirbelfehlstellungen oder Facettengelenksarthrosen angeborene Fehlstellungen Erkrankungen wie Kissing Spines Traumata, Frakturen oder Fissuren Der Rücken des Pferdes ist biomechanisch für das Tragen eines Reiters nicht ausgelegt – daher ist korrektes, gymnastizierendes Reiten essenziell.

Rehabilitation und Heilung Hand in Hand

Mit Ausnahme von unfallbedingten Rückenproblemen (Bänderriss, Frakturen, Fissuren oder Muskelfaserriss) liegt der Schlüssel zum Heilungserfolg in der Planung eines individuell auf die ursächliche Problematik des Pferdes zugeschneiderten Trainings- bzw. Bewegungsmanagements sowie einer Optimierung der Haltungs- und Fütterungsgewohnheiten. Boxenruhe sollte soweit als möglich vermieden werden – das Pferd ist ein Lauftier und braucht Bewegung! Zudem beugt Bewegung dem intensiven Abbau von Muskulatur vor. Tierarzt, Physiotherapeut und ggf. Chiropraktiker und/oder Osteopath sollten sich zur Erstellung eines rehabilitativen Bewegungsplanes genau abstimmen, um durch gezieltes Training die vorhandene Problematik zu beheben. Dies kann in Abhängigkeit des bestehenden Problems gefördert werden durch ausgiebiges Schrittgehen, bestimmte Lockerungsübungen (z.B. Cavaletti-Arbeit), spezielle Dehnübungen, bestimmte Bewegungsabläufe mit therapeutischem Nutzen oder gar Aquatraining, um die Flexibilität des Rückens wieder herzustellen. Zudem sollte auch unbedingt überprüft werden, ob das Pferd ausreichend mit für den Muskelstoffwechsel essentiellen Spuren- und Mengenelementen versorgt ist und der Bedarf an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden (dies kann insbesondere nach einem Kreuzverschlag unabdingbar sein). In vielen Fällen kann eine entsprechend ausbalancierte Rationsgestaltung bereits relativ zeitnah einen großen Beitrag für einen gelockerten und durchlässigeren Rücken leisten.

Im Falle eines akuten entzündlichen Geschehens kann es notwendig sein, entzündungshemmende Arzneimittel (oral oder intravenös appliziert) einzusetzen, um dem Pferd die Schmerzen zu nehmen sowie den Teufelskreis des Entzündungsprozesses nicht weiter voranschreiten zu lassen. Unter Umständen kann in schweren Härtefällen ggf. auch ein chirurgischer Eingriff (z. B. bei Erkrankung der Dornfortsätze wie „Kissing spines“) zur Linderung der Schmerzen notwendig werden. Weiterhin haben sich besonders bei verspannungsbedingten Rückenproblematiken die Akupunktur sowie die manuelle Massage oder Stoßwellentherapie und Elektrostimulation als sinnvoll erwiesen.